In Märchen und in Geschichten existieren seit Jahrhunderten Figuren, die ihren besonderen Charme daraus beziehen, dass sie sich den gängigen Normen des “vernünftigen” Handelns bewusst verweigern. Vom Grimmschen Hans in Glück und dem Taugenichts von Joseph von Eichendorff, führt eine direkte Linie hin zu Pippi Langstrumpf, die ihr Leben nach ihren eigenen Regeln und Träumen lebt. Oftmals gelten diese Figuren als Aussenseiter, werden als Nichtsnutze, Tagediebe und Träumer dargestellt, erhalten jedoch gerade durch ihre spezielle Haltung eine besondere Bedeutung, nicht nur für Kinder und Jugendliche – und womöglich sogar noch verstärkt in einer Welt, in der das zweckrationale und ergebnisorientierte Handeln schon von früh an erwartet wird. Wir möchten uns daher mit einer Schulklasse der Eichendorff-Grundschule mit diesen besonderen Charakteren beschäftigen und versuchen herauszufinden, was es eigentlich auf sich hat mit diesen Tagträumern und Taugenichtsen, die jedes Kind kennt und für ihren Mut zum Anderssein insgeheim bewundert. Denn: Ist es nicht so, dass die Schule im Allgemeinen das massenhafte Auftreten von Taugenichtsen verhindern soll? Dabei kommt der Taugenichts bei Eichendorff doch ganz gut durchs Leben. Es bleibt die Frage: Was ist überhaupt ein Taugenichts? Und überhaupt: Was bedeutet eigentlich „taugen“? So ist ein wichtiges Ziel des Projekts die künstlerische Auseinandersetzung mit Erwartungen und Ansprüchen, die tagtäglich an uns gestellt werden. In phantastischen Szenen und Bildern, in Kurzfilmen und im Planen von Luftschlössern, werden wir versuchen, zu ergründen, was man erleben kann, wenn man träumt und sich treiben lässt und was man dabei vielleicht verpasst.
Die beteiligten Künstler/innen sind Simone Schander, Vanessa Gärtner und Rainer Untch.
Gefördert von Kulturprojekte Berlin, D 2015